Der Mekong, die Lebensader des kontinentalen Südostasiens, ist mit einer Länge von rund 4900 km der sechstlängste Fluss der Erde. Er entspringt im Hochland von Tibet und fließt von dort durch China, Myanmar, Laos, Thailand und Kambodscha nach Vietnam, wo er ins Südchinesische Meer mündet. Bevor das passiert, spaltet er sich allerdings in ein Labyrinth aus verschiedenen kleinen Flussarmen und Kanälen-das Mekong-Delta– auf. Durch die üppige Vegetation wird im Mekong-Delta intensive Landwirtschaft betrieben und es wird auch die „Reiskammer Vietnams“ genannt. Man kann hier zahlreiche Ausflüge unternehmen und zum Beispiel die schwimmenden Märkte auf einer Flussfahrt besuchen.
Unsere Fahrt beginnt um 4:30 Uhr am Hafen der kleinen Stadt Can Tho und wir sind dementsprechend verschlafen, als wir ins kleine, etwas wackelige Boot (eigentlich eher ein großes Kanu) steigen. Unser Bootsführer Huyen lacht uns allerdings so freundlich an, dass wir uns sofort sicher fühlen. Unterhalten können wir uns nicht wirklich, da sein Englisch sehr schlecht ist und wir leider nur ein paar Brocken Vietnamesisch sprechen, doch die Verständigung gelingt uns auch mit verschiedenen Handbewegungen mehr oder weniger gut. Wir legen also ab und unsere Müdigkeit verfliegt, da die Sonne langsam aufgeht und den Himmel in den verschiedensten Rot-und Orangetönen färbt.
Die ersten schwer beladenen Boote fahren an uns vorbei, sie sind unterwegs um ihre Lebensmittel auf einem der schwimmenden Märkten zu verkaufen. Einer dieser Märkte, der Cai Be, ist auch unser nächstes Ziel. Schon von weitem sieht man zahlreiche bunt verzierte Boote aneinander vorbeifahren.
An langen Stangen hängen ihre Waren, sodass man schon aus großer Entfernung erkennt welche Dinge sie verkaufen. Jedes der Boote hier ist bis oben beladen und es ist eigentlich ein Wunder, dass nicht alles sofort im Wasser landet. Wir fahren direkt in die Mitte des Marktes und sind auf einmal umgeben von den verschiedensten Dingen. Bunte Früchte (die wir alle probieren dürfen), Fleisch, süße Getränke, Säcke voller Reis und auch die typische Pho (vietnamesiche Suppe)- einfach alles- kann man hier kaufen. Überall herrscht ein geschäftiges Treiben und alle gestikulieren wild und schreien durcheinander, um ihre Waren gewinnbringend zu verkaufen.
Wir beobachten noch etwas die Verhandlungskünste der Vietnamesen, bevor wir schließlich weiterfahren und uns fragen, ob der Markt einfach wirklich ein großes Chaos ist oder tatsächlich ein (für uns unersichtliches) System dahintersteckt. Es gab ja immerhin keinen Zusammenstoß der Boote…
Unsere Fahrt geht weiter und es fühlt sich ein wenig an, als würden wir einfach ziellos durch die verschiedenen Wasserstraßen fahren. Huyen weiß aber ganz genau wo er uns hinbringt, immerhin ist er hier groß geworden und kennt das Delta quasi auswendig (das entnehmen wir seinen Handzeichen). Immer wieder deutet er auf Tiere am Rand des Flusses oder im Wasser (es gibt hier sogar Schildkröten) und pflückt auch mal einen Strauß bunter Blumen.
Ständig fahren kleine Boote an uns vorbei und die Vietnamesen darauf winken uns lachend zu. Gegen Mittag nehmen wir noch ein traditionelles vietnamesisches Essen ein, bevor wir wohlbehalten das Ufer erreichen, uns herzlich von Huyen verabschieden und versuchen, die zahlreichen verschiedenen Eindrücke zu verarbeiten.
Wer einmal wirklich in die bunte vietnamesische Welt eintauchen will, dem kann man so eine Bootstour aus vollem Herzen empfehlen!