Asienfreunde aufgepasst: In seinem Buch „Der gelbe Bleistift“ – Reisegeschichten aus Asien, berichtet der gebürtige Schweizer Autor, Christian Kracht, vom neuen, glatten Asien basierend auf seinen subjektiven Wahrnehmungen auf seinen Reisen. Diese Reisereportagen veröffentlichte Kracht zwischen 1992-1999 in der „Welt am Sonntag“. Anders als bei gewöhnlichen Reportagen über Länder fesseln den Leser die Geschichten ab dem ersten Moment durch die selbstironische und zugleich zynische Erzählart.Da steht die „goldene Pradasandalette“ der Reisebegleiterin gleichberechtigt neben einem Bombenanschlag in Phnom Penh und der Duft von „Rouge flamboyante von Chanel“ vermischt sich unterschiedslos mit „Agent Orange“. Gerade diese Provokation und dieser kältere Schreibstil sind zwei Haupteigenschaften seiner Schreibkunst. Diese weckt beim Leser sofortiges Interesse und weckt die Reiselust auf den neuen und unbekannten Kontinenten.
Das neue Asien besitzt auf der einen Seite die gleichen Luxusgeschäfte, dasselbe teure Essen wie Europa und ist genauso glatt und unspektakulär geworden. Was es schon in Europa gibt, findet man dort vor Ort schon in mehrmaliger Ausführung z.B. die vielen Gucci Geschäfte. Nichts ist neu und wenn, wird dieses sofort als Besseres kopiert.
Auf der anderen Seite findet der Reisende in Asien all die Dinge, die er in Europa vergeblich gesucht hat. Das exotische, das Fremde, die Drogen und die Freizügigkeit. Das typische Bild von Asien, was uns in Reisereportagen oder bei Pauschalreisen gezeigt wird, zeigt seine zweite Facette und fasziniert den Leser in jeder Kurzgeschichte aufs Neue.
Die insgesamt 20 Geschichten sind Erzählungen aus den folgenden Städten und Ländern Asiens: Baku, Phnom Penh, Laos, Bangkok, Burma, Peshawar, Singapur, Hong Kong, Goa, Vietnam, Ko Samui, Bangalore, Bali, Sri Lanka, Japan und den indonesischen Molukken. Diese Geschichten sind nicht unbedingt miteinander verknüpft jedoch ähneln sie sich in ihrer Erzählung und der wiederkehrenden Personen, da Kracht ein sehr genauer Beobachter ist, der den Bleistift zu zücken weiß und sein Element des Schreibens beherrscht.
Der Autor knüpft oft an politischen Gegebenheiten an und spart nicht an Geld für Hotels Essen und Taxifahrten, ganz im Gegenteil. Ein Beispiel für seine wohlhabende Lebensweise ist die Fahrt zwischen Bangkok und Singapur im Luxusreisezug „Orient Express“ mit seiner Mutter. Die wiederkehrende Person, seine ständige elegante Begleiterin ist immer am Ort des Geschehens und auch ihr gilt die Widmung des Buches, jedoch bleibt ihr Name ein Geheimnis.
Die kurzen aber inhaltlich starken Kurzgeschichten fesseln den Leser ab der ersten Minute und sind auch eine sehr gute Reiselektüre für unterwegs. Wer gerne Länder und Städte auch mal in einem nicht extra schön beredetem Stil aber dafür in einem echten kennen lernen will, sollte dieses Buch unbedingt lesen – auf eigene Empfehlung!